/* Navbar ———————————————– */ #navbar-iframe { height:0px; visibility:hidden; display:none } o.T. (Eine Reise ins Unbekannte): Bilderarchiv

Bilderarchiv

Ein paar Nebelschwaden behindern gelegentlich die Sicht,
das Außenthermometer zeigt knapp ......Grad an.

Es handelt sich nicht um spektakuläre Reportagen, wir sind weder in Bergnot geraten, noch wurden wir beim Tauchen angegriffen. Trinkwasserprobleme in der Wüste hat es nicht gegeben, ebensowenig Abenteuer auf hoher, rauher See oder gefährliche Hundeschlittenrennen im unendlichen Schnee. Uns sind keine Pferde durchgebrannt und wir wurden auch nicht von wilden Tieren angegriffen.


Bilderarchiv:

Stationen



http://reiseinsunbekannte.blogspot.de/2013/05/ausstellung.html
Ausstellung/ Raum 365



http://reiseinsunbekannte.blogspot.de/2013/09/mixtapes.html
Mixtapes


Team





EINE REISE INS UNBEKANNTE
Von Hannes Uhlenhaut

Bericht über eine Busrundfahrt vom 24.03.2013

Ich weiß nicht wie es euch geht, wenn ihr an Stadtrundfahrten denkt. Ob ihr euch sagt: „Ist doch alles Mist und die letzte Touri-Falle!“ oder ob ihr heimlich schon damit geliebäugelt hab euch auf so eine Fahrt einzulassen.

Mich hat so was bis vor kurzem nicht wirklich interessiert, irgendwie hatte ich nicht den Nerv dafür und das war es dann auch. Dass sich das geändert hat und aus einen Desinteresse mittlerweile eine regelrechte Neugierde geworden ist, hätte ich nicht erwartet – vielleicht liegt das am Alter. Jedoch gefällt mir der Gedanke durch eine mir bekannte oder unbekannte Stadt zu fahren und diese durch den Filter eines Touristen zu erleben. Es ist eine Reise ins Unbekannte, wobei das Unbekannte hier die Wirklichkeit des Touristen ist, die ich bisher selten geteilt habe.
Ich weiß nicht mehr genau wann ich die Email vom Raum365 erhalten habe, in der zu einer Rundfahrt eingeladen wurde, deren Ablauf recht kryptisch definiert und eigentlich unklar war. Das Einzige, was fest stand war, das es eine Fahrt mit dem Bus werden sollte und wie sich heraus stellen war es kein normaler Bus, sondern ein Doppelstock Bus, wie man sie aus London kennt.

Treffpunkt war der oben genannte Projektraum Raum365 in Leipzig Leutzsch. Es war Sonntag, der 24. März um 15 Uhr, strahlender Sonnenschein und gefühlte 10 Grad unter Null. Als ich ein traf waren wohl schon an die 30 Leute vor Ort, rauchten Zigaretten und unterhielten sich frierend über die bevor stehende Aktion. Es war allen klar, dass es sich nicht um eine normale Rundfahrt handelt und somit grassierten die wildesten Spekulationen darüber, was wohl in den veranschlagten 5 Stunden alles passieren würde. Genaues wusste keiner und die geschäftigen Veranstalter, um Susanne Hopmann, hielten sich trotz Fragen über den Ablauf bedeckt. Ich selber dachte, dass es eine Fahrt durch Leipzig gibt, was für mich spannend ist, da ich da gerade hinziehe. Auf der geschalteten Blogseite hatte ich außerdem noch etwas von Mikroklima gelesen und musste gleich an eine wie auch immer geartets Metrologie – Happennig mit Fragebögen denken. Ehrlich gesagt, fand ich das alles so verdreht, dass es klar war daran teilzunehmen.
Als der Bus eintraf war er noch nicht gleicht startklar. Vor der Abfahrt musste er noch präpariert werden, es wurde also noch ein Haufen Material an Bord geschleppt und zum Schluss sämtliche Fensterscheiben mit Klarsichtfolie abgeklebt. Das alles passierte vor versammelter Mannschaft, die sich während dessen am Ticketschalter ihre Karte abgeholt und mit einem dazugehörigen Proviantpaket versorgt wurden. Yeah, Brötchen, Apfel und Wasser. In meiner Vorstellung wandelte sich das Bild von einer Busrundfahrt in das einer Kaffeefahrt, etwas von Klassenfahrt lag in der Luft. Endlich im Bus, saßen sich die Teilnehmer dann in vierer Gruppen an kleinen Tischen gegenüber. Obwohl ich mit einer Bekannten gekommen war, konnte wir nicht zusammen sitzen und somit nahm ich an einem Tisch mit drei anderen Teilnehmern platz. In diesem Moment ergab sich für mich ein neuer Zugang zu der angekündigten Mikroklimathematik.
Es ging los. Der Bus fuhr durch Leipzig, es war auch nicht genau zu sagen wo er eigentlich lang fuhr, da man durch die modifizierten Scheiben so gut wie nichts erkennen konnte. Vorbei an Reihenhaussiedlungen und Gewerbegebieten, die man erahnen konnte, ging es auf in die Peripherie von Leipzig.
Alles war verschwommen - in etwa so, wie wenn ich nach dem Aufstehen meine Brille suche, weil ich mal wieder vergessen hab wo ich sie am Abend hingelegt habe. Ich war irritiert und ohne jegliche räumliche Orientierung in der Umgebung, war ich auf die Leute im Bus zurück geworfen. Das war beabsichtigt.
An meinem Tisch, mir gegenüber saßen Sarah und Stefan. Sie studiert Grafik und Buch in Leipzig und er hielt sich über seinen Job etwas bedeckt, aber es hatte wohl etwas mit Marketing und Wirtschaft zu tun, so genau habe ich das nicht herausgefunden. Neben mir saß Luisa, eine Freundin meiner Bekannten. Luisa und Jule hatte ich am Abend zuvor zu dieser Fahrt überredet und sie waren sofort begeistert. Luisa ist übrigens Lehrerin in Kaiserslautern und war gerade zu Besuch.
Wie es bei solchen zu fällig zusammen gewürfelten Runden manchmal der Fall ist kam ein erstes Gespräch nicht ohne weiteres Zustanden, was sich aber über die gesamte Fahrt dann doch ändern sollte. Es wurde noch richtig lustig, Klassenfahrt Style eben.
Dann ereignete sich der erste Vorfall und es war nicht ein der angekündigten Stationen, an denen etwas passieren sollte. Es war eher banal und hatte mit einer Brücke zu tun, die nämlich zu niedrig für den Bus war und so unsere Fahrt stoppte. Das passierte nach einer guten halben Stunde ungefähr. Bis dahin und auch danach wurde von Seiten der Veranstalter immer noch nichts über den weiteren Ablauf erzählt. Dafür händigte man uns Unmengen an Fotokameras aus, die nach der Fahrt wieder eingesammelt werden würden – soviel wurde dann doch verraten. Außerdem entdeckte ich noch bei verschieden Leuten Aufnahmegeräte, was nicht schwer war, da Sarah auch eines hatte. Sie erzählte mir, dass eine ihrer Mitbewohnerinnen zu den Veranstaltungshelfern gehört. Es wurde also die ganze Zeit alles mit geschnitten und dokumentiert – der Zweck blieb offen.
Nachdem wir gewendet hatten ging es ein Stück über die Autobahn und plötzlich befanden wir uns in einer Gegend die ich endlich kannte, aber das war definitiv nicht mehr Leipzig. Wir waren auf der B6, einer Bundesstraße, die ich gelegentlich benutze, wenn ich nach Leipzig fahre. Erkannt hatte ich die Gegend an einem Möbelhaus, das in den 90 Jahren gebaut und mittlerweile verlassen war. Ich glaubte es nicht, ich hatte doch erwartet etwas von Leipzig zu sehen und jetzt so was. Somit bekam der Titel Reise ins Unbekannte eine ganz neue Wendung und ich musste lachen, da sich unter den Teilnehmern ein nicht geringer Prozentsatz von Hallensern befand, die bestimmt genauso verwundert waren wie ich.
Die erste Station. In Großkugel gibt es eine alte Tankstelle, die mittlerweile ein Imbiss ist und vor dem sich ein altes VOPO - Polizeiauto befindet – natürlich sonntags geschlossen. Dort war eine kleine Punktanzkapelle aufgebaut, die für unsere Reisegruppe aufspielte. Als ich sah wer da spielte musste ich nochmals staunen, es waren Marten, Fridjof und Markus und sie sahen ziemlich erfroren aus. Nach einem viertelstündigen Konzert und einem Konfetti-Gruppenfoto ging die Fahrt weiter nach Halle, zur nächsten Brücke an der unser Bus scheiterte. Der Verdacht, dass diesen Vorfällen ein Konzept zu Grunde liegt kam mir in den Sinn, was mich aber zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gewundert hätte. Als Ausweichmöglichkeit wählte man eine Route über die Merseburgerstraße, den Bahnhof, das Reileck bis nach Trotha und dort in den Hafen. Ja, Halle hat einen Hafen, dort werden aber keine Schiffe abgefertigt sondern Container von LKWs auf Züge umgeladen.
Die zweite Station. Im Hafen wurden wir informiert, dass es nun eine Pause von 15 Minuten geben würde. Das war’s. Nicht ganz, denn vor Ort gab es ein Filmteam, das die etwas ratlosen und überraschten Teilnehmer filmte und uns ab da auf Schritt und Tritt begleiten sollte. So ein Hafen ist ja auch spannend und die Stimmung der Teilnehmer war jetzt total auf Klassenfahrt eingestellt, jedenfalls war das der Eindruck meiner Bekannten. Es hatten sich außerdem auch die ersten externen Schaulustigen eingefunden und wunderten sich über diese bunte und unerwartete Gesellschaft. Ich weiß nicht ob sie sich mit jemand unterhalten haben, da mich zu diesem Zeitpunkt die Aktivitäten unseres Busfahrers mehr interessierten. Auch er war scheinbar nicht in die Route eingeweiht und überprüfte mit einem Stock den Füllstand des Tanks. Wir waren ja mittlerweile mehr als 80 km gefahren und fast 3 Stunden unterwegs.
Wir stiegen wieder in den Bus, draußen dämmerte es langsam und wir fuhren in Richtung Saalkreis weiter. Die Fragen wo hin stellte ich mir nicht mehr, warum auch, dafür wurden peu a peu die Folien von den Fenstern entfernt und von den Teilnehmern einkassiert. Die Neugier an der Umgebung durch die wir fuhren hatte gesiegt. An meinem Tisch kam das Gesprächsthema auf, das es doch konsequent wäre Lose zu verteilen und man nun endlich die Heizdecken verkaufen könnte, aber soweit war es noch nicht und wir begnügten uns mit den ausgeteilten Erstehilfefolien. Über Grube Ferdinande und Morl fuhren wir die B6 weiter in Richtung Könnern bis zur Abfahrt nach Beidersee. Dort wendeten wir und fuhren wieder zurück zur Abfahrt nach Brachwitz, die wir verpasst hatten. – Würden wir bis nach Brachwitz fahren um dort die Fähre zu nehmen? – Soweit sollte es dann doch nicht gehen und hinter dem verlassenen Kaolinwerk hielt der Bus an der nächsten Station.
Die dritte Station. Ein Bushaltestelle im Nirgendwo und rings um uns nur verschneite Felder, dafür aber beachtlich viele Rehe und viehisch kalter Wind. Gefühlte Temperatur, 15 Grad unter Null, mindestens; und dann dieses Bild. Auf einem Hügel am Horizont, hinter dem grad eine Blutrote Sonne unterging konnte man etwas erkennen, es war das Ziel dieser Station. Eine Wimpelgirlande zwischen 2 Stangen, die einen Tisch auf dem etwas lag und einen Menschen in einem Campingstuhl umrahmten. Noch lag zwischen dem Bus und dem Hügel 500 Meter schneeverwehter Acker, aber das war egal und alles stürmte drauf los. Beim Näher kommen entpuppten sich die Dinge auf dem Tisch als ein Haufen Kokosnüsse, abgerundet durch ein formschönes Radio aus China. Plus Georg, der die Nüsse in einer Schale vorbereitet hatte. An die Musik kann ich mich nicht mehr erinnern, schon deswegen nicht, da auf diesem Hügel ein eisiger, alles erfrierender Wind herrschte und alles lachte, die Kokoshäppchen waren inzwischen zu Eis am Stil geworden. Das Bild wurde durch die malerisch untergehende Sonne abgerundet, plus des Gefühls, das es sich um ein erstes Final handeln musste. Sonnenuntergang, Kokosnüsse, Musik, was würde als nächstes passieren? Noch mehr verrückte Aktionen, die Rückfahrt oder Kältestarre? Es waren die Lose. Endlich! Im Bus, der nicht in Richtung Leipzig weiterfuhr sondern in Richtung Halle Neustadt, wurden sie verteilt – es gab was zu gewinnen! Leider hatte ich eine Niete, weshalb ich auch nicht sagen kann was die Preise waren. Ich hab auch verpasst zu fragen. In Halle Neustadt angekommen, gibt es nur einen Ort, der so eine Rundreise zünftig abrunden kann... – Halle Neustadt, als größte Musterplanstadt entworfen und als eines der letzten Prestigeobjekte der DDR umgesetzt beherbergt nahezu jeden Bautyp sozialistische Neubauarchitektur und ist somit ein lebendiges Museum. Nicht unbedingt schön per se, dafür aber umso interessanter als Studienobjekt einer sozialistischen Utopie. In diesem Ensemble gibt es 5 baugleichen Hochhäusern, die sich rechterhand quer zur Magistrale befinden, wenn man von der Altstadt Halles nach Halle Neustadt fährt. 4 der 5 Hochhäuser, im Volksmund auch Scheiben genannt, stehen leer, nur die zweite Scheibe ist noch in Betrieb und dort ist auch der eben schon angedeutete Ort. –
Die vierte Station. Die zweite Scheibe ist ein Bürohaus, in dessen obersten Stockwerk, sich das Reisecafé Skyline befindet – ein hallesches Highlight. Hier hat man Zugang zur Dachterrasse und einen großartigen Blick über beide Stadtteile von Halle. Es war übrigens auch der erste Indoorspot der Reise, mal abgesehen vom Bus und alle Teilnehmer konnten sich bei Kaffee und einem Videoloop ein wenig aufwärmen. Das Video zeigte einen Reisereporter, der ständig seine Fassung angesichts zweier Eingeborener verlor und lachen musste, was so komisch war kann ich nicht sagen, da es keinen Ton gab. Das geilste am Reisecafé Skyline ist, das es eine Kombination aus Reisebüro und Café ist und einem die Möglichkeit bietet, bei Halle-Überdruss sofort die Flucht in die Ferne zu planen.
Diese Station war das Finale, jedenfalls meiner Reise, da ich nach gut 6 Stunden Fahrt und dem Erlebtem an die Grenzen meiner Lust und Aufnahmefähigkeit gekommen war. Ich bleibe also die Beschreibung der Rückfahrt schuldig, aber ich vermute es gab noch weitere Aktionen bei denen Schnaps eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben könnte. Vor der Abfahrt hatte ich etwas in die Richtung gehört, aber wer weiß.

Es ist schwer das Erlebte in Worte zu fassen, da jede Beschreibung nur einen Bruchteil dessen transportiert was bei so einer Aktion passiert und möglich ist. Meine Empfehlung ist also, wenn sich euch die Möglichkeit bietet an so einer Veranstaltungen teilzunehmen, dann geht hin, schon deshalb da man so etwas noch nicht gesehen hat.


Stammbaum, Leipzig, den 15. März 2013
























































































Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen